Jesús Tecú

Jesús Tecú Osorio setzt sich für die Rechte seines Volkes der Maya Achí ein. Dafür wurde er bereits mehrfach mit Internationalen Menschenrechtspreisen ausgezeichnet: 1996 erhielt er den Reebok-Menschenrechtspreis, im März 2010 verlieh ihm die amerikanische Organisation Human Rights first in New York die Roger N. Baldwin-Freiheits-Medaille.

 

Jesús Tecú Osorio ist 39 Jahre alt und lebt mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in Rabinal, einer Kleinstadt in Guatemala. Seine Eltern und sein jüngerer Bruder wurden in den Massakern des Jahres 1982 getötet. Elf Jahre nach diesem traumatischen Verbrechen fasste Jesús Tecú Osorio den Mut Rechenschaft für die Morde einzufordern. Drei Täter wurden zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Es war der erste Prozess in Guatemala, bei dem während des Bürgerkriegs begangene Verbrechen bestraft wurden.

 

In einem Interview berichtet Jesús Tecú (JT) über seinen Einsatz für mehr Gerechtigkeit in Guatemala.

 

Jesús Tecú in der FNE

Foto: Elote e.V.


Schüler der Fachschule für ländliche Entwicklung . Foto Elote e.V.

Was bedeutet das Wort „Heimat“ für Sie?

Jesús Tecú: Heimat ist unser Land und unsere Geschichte. Aber es sind auch unsere lieben Vorfahren, die uns bis ins Hier und Jetzt begleitet haben.

 

Wovor haben Sie Angst?

Jesús Tecú: In unserem Land herrscht immer noch Straffreiheit. Unser Staat garantiert keine Lebensgrundlage und wenn ein Mord passiert, schieben es die Behörden auf die allgemeine Kriminalität. Deshalb kann jeder Tag der letzte sein. Wenn ich selbst geschlagen oder getötet werde, weiß ich wenigstens wofür ich sterbe. Aber ich habe Angst um meine unschuldigen Kinder.

 

Mit diesem Kampf riskieren Sie Ihr Leben. Warum?

Jesús Tecú: Unser Land ist gerade dabei einen bewaffneten Konflikt zu verlassen, der 36 Jahre angedauert hat. Wir reden hier von über 600 Massakern, von denen bisher nur fünf Fälle vor Gericht gebracht wurden. Die intellektuellen Verantwortlichen besetzen auch weiterhin Machtpositionen in der Regierung und im Kongress, als ob nie etwas geschehen wäre. Gegen solche Leute richten wir unser Engagement. Wir sind der Meinung, dass wir das Land ändern und eine bessere Zukunft erwirken können, wenn wir unser Denken ändern, wenn wir anfangen zu reden und zu kämpfen. Nur so können wir erreichen, dass der Tod der geliebten Familienmitglieder und Freunde nicht ungesühnt bleibt.

Auf welche Weise engagieren Sie sich?

Jesús Tecú: Wir arbeiten auf drei Ebenen. Zum einen sehen wir es als unsere Aufgabe an die Verbrechen vor Gericht zu brin- gen, um Gerechtigkeit herzustellen. Darüber hinaus erin- nern wir durch die Beschäftigung mit der Vergangenheit an unsere Lieben. Wir versuchen durch Monumente und Ge- denkfeiern die ganze Welt auf den Völkermord in Guate- mala aufmerksam zu machen. Schließlich setzen wir uns für eine gute Ausbildung der indigenen Jugendlichen ein, was uns nicht zuletzt durch die Unterstützung von Elote ermöglicht wird. Durch diesen Einsatz versuchen wir eine bessere Welt für unsere Kinder zu schaffen.

 

Das Interview führte Magdalena Blazek (Elote e.V.)

Über Elote e.V. können Sie die Biografie von Jesús Tecú beziehen.

"Erinnerungen an das Massaker vom Rio Negro"

können Sie per Mail bestellen:

mail@elote.de